Der Zauber der Rauhnächte

Bräuche geben Struktur in dieser unruhigen und unsicher scheinenden Zeit. Vieles hat sich verändert und doch gibt es einiges, was noch genauso ist, wie es immer war. Alte Bräuche aktivieren eine Struktur in der etwas Beständiges und Ewiges mitschwingt. Mach dich bereit für die Rauhnächte in der höchsten Yin-Zeit des Jahres.

Bräuche

Es gibt christliche Bräuche wie das Weihnachtsfest und germanisch Bräuche wie die Rauhnächte. Die Rauhnächte stammen aus der Zeit, als die Menschen vom Mondkalender abkamen und anfingen, sich nach der Sonne auszurichten. Sonne und Mond – zwei Kräfte, die sehr unterschiedlich wirken und die auch im Yoga eine große Bedeutung haben.

Da das Sonnenjahr 11 Tage und 12 Nächte mehr hat als das Mondjahr, markieren die Rauhnächte eine Art „Spalt“ in der Zeit. Diese Tage werden auch als „Zeit außerhalb der Zeit“ bezeichnet und es heißt, dass die Menschen in diesen Tagen sensibler sind für das, was sich hinter der Stille verbirgt.

Die 12 Nächte stehen jeweils für einen Monat des kommenden Jahres und bilden eine Zeit, um innezuhalten, zur Ruhe zu kommen, Vergangenes loszulassen und sich auf das bevorstehende Jahr vorzubereiten. All dies sind Yin-Qualitäten, die zu einer östlichen Philosophie gehören und viel mit einem Rückzug im Rahmen der Rauhnächte zu tun haben.

Yin und Yang

Ab dem 23. September beginnt das Yin über das Yang zu dominieren und hat am 21. Dezember, am Tag der Wintersonnenwende, seinen Höhepunkt erreicht. Yin steht für das Dunkle und Weibliche, für die Feuchtigkeit, Kälte, Ruhe und Weichheit. Es ist die höchste Yin-Zeit und somit geprägt von Passivität, Ruhe, Weichheit und Stille.

12 Nächte zwischen den Gegensätzen von Sonne und Mond.

In dieser Zeit spüren wir die Gegensätze sehr deutlich. Die Natur zieht sich zurück und es wird stiller. Die Tage werden kürzer und die Abende länger. Gleichzeitig gibt es den Trubel um die Feiertage. Vorbereitungen rund ums Geschenke besorgen, Familienfeiern bis hin zum Festessen. Auch hier begegnen sich die Gegensätze wie zwei Welten. Sonne und Mond, Aktivität und Ruhe, Lärm und Stille.

Beides kann nebeneinander stehen und schließt sich nicht aus. Das gilt für die Gegensätze wie auch für die Bräuche. Ich feiere das Weihnachtsfest mit einer Krippe und der Jesusgeschichte. Gleichzeitig zelebriere ich die Rauhnächte und verbinde mich mit dem, was sich jenseits von Geschichten in der Stille ausdrücken mag.

Rauhnächte

Es gibt unterschiedliche Auffassungen, wann genau die Rauhnächte beginnen. In manchen Regionen starten sie am 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende und dem Thomastag. Am häufigsten scheint sich die Zählung durchgesetzt zu haben, die an Heiligabend beginnt und am 6. Januar endet.

Die Zeit zwischen den Tagen ist eine besondere Zeit. Sie lädt uns ein, ganz bewusst in Verbindung mit uns selbst zu gehen. Wer schon länger Yoga macht oder meditiert, weiß, dass die Stille weit mehr zu sagen hat, als wir manchmal denken. Stille kann uns zu einer inneren Sicherheit führen, die wir alle in uns tragen.

Passend zu diesen besonderen Tagen zwischen den Jahren gibt es eine sehr schöne Journaling-Übung, die andauert bis zum 06. Januar. Vielleicht magst du sie mitmachen und die Zeit zwischen den Jahren nutzen, um das Alte zu verabschieden und dich bereit zu machen für das Neue, das kommt.

Übung zum Jahresabschluss

Da wir in den Rauhnächten sensibler sind, können wir diese Zeit nutzen, uns dem Unbewussten zu nähern. Es ist erwiesen, dass unsere Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst und die Weichen für die Zukunft setzt, ohne dass es uns bewusst ist. Manchmal können wir unser Potential nicht zum Ausdruck bringen, weil uns etwas blockiert. 

Die Yin-Zeit ist wunderbar geeignet, um sich schreibend näher zu kommen. Folgende Fragen können dir beim Journaling Impulse geben.

  • Was habe ich im vergangenen Jahr gelernt?
  • Welches Erlebnis war besonders schön im vergangenen Jahr?
  • Welche Fähigkeiten habe ich heute, die ich vor einem Jahr noch nicht hatte?
  • Was will ich loslassen?
  • Welche Last darf leichter werden?
  • Was ist mir wichtig?
  • Wovon will ich mehr?
  • Was will ich in die Welt bringen?
  • Welche Sache wollte ich schon immer tun?
  • Was liebe ich und habe es schon lange nicht mehr getan?
  • Welche neue Fähigkeit möchte ich lernen?
  • Was möchte ich tun, was ich noch nie getan habe?

Wähle jeden Tag eine Frage aus und stell dir den Timer auf 3-5 Minuten. Schau, dass du einen schönen Platz findest, an dem du deine Ruhe hast und ungestört bist.

Setze dich in eine aufrechte Sitzhaltung, schließe die Augen und verbinde dich mit deinem Atem. Nach 5 Atemzügen beginne zu schreiben – was immer dir zu der Frage einfällt, die du dir ausgewählt hast. Vielleicht fallen dir auch neue Fragen ein, die dich beschäftigen. Ergänze sie in deiner Liste und geh ihnen nach. Alles ist erlaubt.

12 Nächte und 12 Fragen

Manchmal wirken die Fragen nach und es kann sein, dass du die Antworten im Schlaf findest. Falls du dich an deine Träume erinnerst, mach dir morgens gleich ein paar Notizen.

Nutze die Zeit bis zum 06. Januar, denn dann werden sich die Pforten zur anderen Welt wieder schließen. Mögen wir im Übergang zum neuen Jahr wach sein und die Zeichen wahrnehmen, die uns den Weg weisen. 

Mögen alle Wesen Liebe und Freude erfahren. 

Alles Liebe ❤️

Gabriele von attention.rocks

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert